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Sepharad

Grußwort des Direktors

Grußwort

Die Ausstellung “Sepharad – Spuren eines multikulturellen Erbes” ist ein bedeutendes multikulturelles Projekt des Yunus Emre Instituts in Berlin, das das ganze Jahr über stolz an verschiedenen Kultur- und Kunstprojekten teilnimmt. Sie baut auf dem Erfolg ähnlicher Ausstellungen in Barcelona (2014), London (2018), Amsterdam (2021) und Sevilla (2022) auf, die durch die Zusammenarbeit des Yunus-Emre-Instituts London, der türkischen Botschaft und des Cervantes-Instituts realisiert wurden.

Das Osmanische Reich, mit Istanbul als Hauptstadt und der Kontrolle über das Mittelmeer, war über sechs Jahrhunderte hinweg ein Dreh- und Angelpunkt für die Interaktion zwischen Ost und West. Nach dem Alhambra-Dekret von 1492 flohen viele spanische und portugiesische Juden Ende des 15. und während des 16. Jahrhunderts von der iberischen Halbinsel. Viele von ihnen ließen sich in der multikulturellen Stadt Istanbul nieder, um religiöse Freiheit zu finden.

Die jüdische Gemeinde im Osmanischen Reich hat eine lange und reiche Geschichte. Während der Herrschaft von Sultan Beyazit II. kamen Hunderttausende von Juden ins Osmanische Reich. Die sephardischen Juden, die von der iberischen Halbinsel vertrieben wurden, bewahrten über Jahrhunderte hinweg ihre Kultur, Sprache und Geschichte und verbanden ihr jüdisch-spanisches Erbe mit ihrer neuen Heimat.

Frankfurt, die größte Stadt Hessens und die fünftgrößte Stadt Deutschlands, kann auf eine jüdische Gemeinde zurückblicken, die bereits im 12. Jahrhundert existierte. Frankfurt war schon immer das Zentrum der sephardischen Gemeinde und wurde besonders stark vom Holocaust getroffen. Während des Zweiten Weltkriegs wurden die Juden in Deutschland verfolgt, deportiert und ermordet, wobei zwischen 160.000 und 180.000 deutsche Juden, einschließlich der meisten aus Deutschland deportierten Juden, ihr Leben verloren.

Die jüdischen Gemeinden brachten wertvolle berufliche Fähigkeiten in ihre neue Heimat mit, insbesondere in den Bereichen Medizin, Textilien, Finanzen und Technologie. Im Gegenzug fanden sie in Deutschland eine tolerante Atmosphäre, die ihre geschäftliche Entwicklung und die freie Ausübung ihrer Religion unterstützte.

Gemäß der sephardischen Genealogie boten die protestantischen Staaten in Deutschland der spanischen und portugiesischen jüdischen Diaspora einen Zufluchtsort und umfangreiche Geschäftsmöglichkeiten. Altona/Hamburg war beispielsweise ein wichtiges Zentrum für sephardische Ansiedlung und Handel.

Frankfurt ist eine Stadt mit einer fast 900-jährigen jüdischen Geschichte, länger als in jeder anderen deutschen Stadt. Juden haben in Frankfurt als Kaufleute, Bankiers, Politiker, Philanthropen, Künstler und Wissenschaftler einen bedeutenden Beitrag geleistet.

Im Jahr 2023 wird der 78. Jahrestag der Befreiung vom Zweiten Weltkrieg begangen. Das Yunus Emre Institut arbeitet in Zusammenarbeit mit dem Museum der türkischen Juden in Istanbul daran, wertvolle Werke sephardischer Künstler auszustellen und wichtige Repliken wie den Ketubah (Ehevertrag), das Dekret über die Blutschande und die Budin-Charta zu erwerben.

Die türkische Community in Frankfurt oder in ganz Hessen, bildet eine bedeutende und vielfältige Gruppe innerhalb der Gesellschaft. Hessen ist die Heimat vieler Bürgerinnen und Bürger türkischer Herkunft, die seit Jahrzehnten in der Region leben. Sie haben maßgeblich zur kulturellen Vielfalt und wirtschaftlichen Entwicklung Hessens beigetragen. Die türkische Community in Hessen engagiert sich in verschiedenen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens, sei es in der Bildung, im Handel, in der Politik oder im kulturellen Bereich. Durch ihre Beiträge bereichern sie das soziale Gefüge und tragen zur Stärkung des interkulturellen Dialogs und des gegenseitigen Verständnisses bei. Gleichzeitig sind sie stolz auf ihre türkische Herkunft und pflegen ihre kulturellen Traditionen und Bräuche. Die türkische Community in Hessen ist ein integraler Bestandteil der Gesellschaft und bereichert das kulturelle Mosaik dieser Region.In Zeiten wie diesen benötigen wir Kunst, Geschichte und Kultur mehr denn je, um diesen kulturellen Reichtum an die nächste Generation weiterzugeben. Frankfurt ist eine Stadt voller Vielfalt, in der Bürgerinnen und Bürger aus verschiedenen Ländern sowie deutsche Bürgerinnen und Bürger türkischer Herkunft leben. Die Sepharad-Ausstellung “Spuren eines multikulturellen Erbes” erinnert uns an die Kunstwerke türkisch-sephardischer Künstler, die eng mit der Kulturgeschichte verbunden sind.

Folge dessen, war Die Umsetzung dieser Ausstellung das Ergebnis einer langen und intensiven Zusammenarbeit vieler Menschen und Institutionen, denen ich von Herzen danken möchte. Im Namen des Yunus-Emre-Instituts in Berlin möchte ich zunächst der Stadt Frankfurt meinen Dank aussprechen, die uns diesen wunderschönen Ausstellungsort zur Verfügung gestellt hat. Frankfurt ist eine weltoffene und kulturell vielfältige Stadt, die sich für den Dialog zwischen den Religionen und Kulturen einsetzt. Wir sind sehr glücklich und stolz, hier unsere Ausstellung präsentieren zu dürfen. Die Tatsache, dass die Ausstellung in der Römerhalle stattfindet, unterstreicht die bedeutende Rolle der Türkiye in der europäischen Geschichte.

Ein besonderer Dank gilt auch der Stiftung für das 500-jährige Bestehen der türkischen Juden in Istanbul. Die Stiftung hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Geschichte und Gegenwart der türkischen Juden zu erforschen und zu dokumentieren. Sie hat uns mit wertvollen Materialien und Informationen unterstützt, die diese Ausstellung einzigartig machen.

Ebenso möchte ich dem Türkischen Generalkonsulat in Frankfurt für seine Unterstützung und Kooperation danken. Das Generalkonsulat hat uns bei der Organisation und Durchführung der Ausstellung geholfen und uns wichtige Kontakte und Ressourcen zur Verfügung gestellt. Wir schätzen die gute Zusammenarbeit sehr.

Natürlich dürfen wir auch die Künstler nicht vergessen, die mit ihren Werken die Vielfalt und Schönheit der türkisch-sephardischen Kultur zum Ausdruck gebracht haben. Sie haben uns berührt und inspiriert. Ich danke Ihnen allen für Ihre Kreativität und Ihr Engagement.

Abschließend möchte ich Terry Katalan, der Kuratorin unserer Ausstellung, meinen besonderen Dank aussprechen. Ohne sie hätte es diese Ausstellung nicht gegeben. Sie hat mit Leidenschaft, Fachwissen und einem ausgeprägten ästhetischen Gespür diese Ausstellung konzipiert und umgesetzt. Terry Katalan hat alle Fäden in der Hand gehalten und dafür gesorgt, dass alles reibungslos funktioniert hat. Sie ist die Seele dieser Ausstellung und verdient unseren größten Respekt und unsere Anerkennung.

Mit der Sepharad-Ausstellung “Spuren eines multikulturellen Erbes” möchten wir einen Raum schaffen, der die Besucherinnen und Besucher dazu einlädt, die reiche Geschichte und Kultur der sephardischen Juden sowie das zusammen leben im Osmanischen Reich sowie das heutige Türkiye zu entdecken. Wir möchten ein Bewusstsein für die Bedeutung des interkulturellen Austauschs schaffen und die Vielfalt unserer Gesellschaft wertschätzen.

Die Ausstellung lädt Sie ein, auf eine Reise durch die Jahrhunderte zu gehen und die Spuren des multikulturellen Erbes der Sepharad-Juden zu erkunden. Tauchen Sie ein in ihre Kunstwerke, ihre Geschichten und ihre kulturellen Traditionen. Lassen Sie sich von der Schönheit ihrer Kreativität und dem Reichtum ihrer Geschichte inspirieren.

Feyzullah Bahçi
Direktor des Yunus Emre Enstitüsü Deutschland

Feyzullah Bahçi
Direktor des Yunus Emre Enstitüsü Deutschland

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